Der villt. am meisten falsch verstandene Vers – und die befreiende Botschaft darin / 1. Johannes 1,9


Was "bekennen" im Urtext tatsächlich heißt

Das ist Buße Teil 2. In Teil 1 geht es um die Bedeutung des Wortes „Buße“ – Metanoia. Das könnte auch für dich interessant sein.

Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.1

Wenn es um das Thema Buße oder Sündenbekenntnis geht, dann wird dieser Vers meist zuerst zitiert. Viele legen ihn so aus, dass auch Christen noch immer ihre Sünden bekennen müssen, damit Gott sie vergibt. Viele vertreten auch eine Mischmeinung, in der Gott zum einen die Schuld bereits vergeben hat, man aber immer noch um Sündenvergebung bitten soll. Ich werde heute mit dir genau in den Text hineinschauen. Im zweiten Teil dieses Impulses schauen wir uns auch den geschichtlichen Hintergrund dieses Verses an. Ohne diesen kommen schnell Missverständnisse zustande. Zuerst aber schauen wir uns das Wort: bekennenhomolegeo an.

In der griechischen Literatur hatte dieses Wort folgende Bedeutung:

das Gleiche sagen wie jmd. anderer; das der Wahrheit entsprechende sagen, übereinstimmen mit …; zustimmen, beistimmen; etw. (offen oder öffentlich) erklären bzw. bekennen; frei heraus sagen, etw. anerkennen

Homolegeo bedeutet, dass man das Gleiche sagt, wie jemand anderer. Kurz: Übereinstimmen.2 Wenn man also seine Sünden bekennt, dann sagt dieser Vers Folgendes aus: Ich sage über meine Sünde das, was Gott über meine Sünde sagt. Und was sagt Gott?

Ich, ich tilge deine Übertretung um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nie mehr!3

Ich habe deine Übertretungen getilgt wie einen Nebel, und wie eine Wolke deine Sünden. Kehre um zu mir, denn ich habe dich erlöst! 4

Wer ist ein Gott wie du, der die Ungerechtigkeit vergibt und die Übertretung des Überrestes seines Erbteils übersieht? Er behält seinen Zorn nicht auf ewig, denn er hat Gefallen an Güte. 5

So weit wie der Osten vom Westen entfernt ist, so weit hat er unsere Übertretungen von uns entfernt.6

Denn ich werde ihre Schuld vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken. 7

Und das sind nur Stellen aus dem Alten Testament.

Wenn man den Vers unvoreingenommen liest – das heißt unbeachtet der eigenen Prägung – dann erklärt er sich eigentlich von selbst. Denn gleich nach dem Wort homolegeo – dasselbe sagen wie … wird erklärt, was denn Gott über die Sünde sagt, nämlich: “… so ist er (Gott) treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“

Wenn man diesen Vers als Christ für sich lesen möchte, dann gibt es kein Flehen mehr vor Gott, ob dieser die Sünden vergibt. Es ist klar, dass er sie vergibt. Es steht ja da: „…dann ist er treu und gerecht, dass er die Sünden vergibt.“ Warum treu und gerecht? Betrachten wir die Angelegenheit sachlich und rechtlich anhand eines Beispiels:

Georg fährt bei Rot über die Ampel und baut einen Unfall. Später trudelt ein Schuldbrief vom Richter bei ihm ein. Der entstandene Schaden übersteigt Georgs Vermögen bei weitem. Er ist verzweifelt. Doch am nächsten Morgen steckt ein neues Schreiben im Briefkasten. Darin schreibt der Richter, dass er in den Unterlagen über Georgs Historie ein Schreiben gefunden hatte. Dort behauptete der Urgroßvater von Georg, dass er auf eine Bank Geld überwiesen habe, um seine Nachkommen zu unterstützen, falls diese Geldschuld auf sich laden. Der Brief sei von einem Notar unterschrieben. Der Richter habe das geprüft, er fand das Konto. Jedoch gäbe es ein Problem: Die Summe auf dem Konto sei um ein Vielfaches höher als der verursachte Schaden. Das restliche Geld verbleibt dementsprechend auf dem Konto, falls der Mann erneut Schaden anrichtet. Somit sei die derzeitige und die zukünftige Geldschuld des Mannes bezahlt. Unter dem Text steht die Unterschrift des Richters. Ein beglaubigtes Dokument.

Falls nun ein anderer kommt und behauptet, dass Georg noch eine Geldschuld hätte, braucht Georg nur diesen Brief zu zeigen. Er muss nicht einmal etwas sagen oder erklären. Es steht alles in dem vom Richter besiegelten Brief.

Doch das Beispiel endet hier nicht.

Denn ein paar Tage später baut Georg wieder einen Unfall, der noch mehr Schaden verursacht. Er zweifelt deshalb daran, dass auf dem Konto seines Urgroßvaters wirklich genug Geld vorhanden ist, um diesen Schaden zu bezahlen. Das klingt einfach zu gut, um wahr zu sein. Also geht er zum Richter und fleht ihn an, dass dieser doch die Summe der Schuld heruntersetzt, damit er sie bezahlen kann. Da runzelt der Richter nur mit den Brauen und sagt: „In dem Brief steh ja, dass bereits aller Geldschuld bezahlt ist. Also wie ich das sehe, gibt es nur zwei Möglichkeiten für dich. Entweder du nimmst das Geschenk von deinem Urgroßvater an und kommst nie wieder her, oder du lehnst es ab und dann musst du die Schuld von deinem eigenen Geld bezahlen.“

(Diese Geschichte ist ein Vergleich, um etwas darzustellen. Es zeigt keine eins zu eins Deutung von Gott. Ich will nur den rechtlichen Sachverhalt darstellen. Ich persönlich rede auch mit Gott frei über meine Fehler, aber das tue ich, weil er mir bereits vergeben hat)

Was ist, wenn Georg nun dieses Geschenk für immer annimmt? Wenn er Fehler macht und eine Klage ihm zugeschickt wird, braucht er nur noch den Rechtsbescheid vorlegen. Der Richter muss diesen annehmen. Ansonsten würde er gegen das Gesetz handeln.

Jesus ist dein Rechtsbescheid. Würde Gott, ähnlich wie der Richter, die Sünde nicht vergeben, so wäre er dem Rechtsspruch nicht treu. Deswegen steht dort: „… so ist er treu und gerecht …“ Der Hebräerbrief wiederholt dreimal, dass Jesus „ein für alle mal“ unsere Schuld gesühnt hat.8 Besser kann man es nicht ausdrücken. Jesus ist vor zweitausend Jahren gestorben. Zu dem Zeitpunkt waren alle unsere Sünden noch in der Zukunft. Deshalb ergibt es keinen Sinn zu sagen, bei der Bekehrung werden nur die alten Sünden vergeben. Zudem ist es dem Menschen garnicht möglich alle sein Fehler zu bekennen, weil die meisten unterbewusst geschehen. Jeder, der sich auf Jesu vollbrachtes Werk am Kreuz beruft und an ihn glaubt, dem fällt die Vergebung der Sündes zu. Gott steht nicht da oben und muss noch darüber urteilen, ob man sich der Sünde genug bewusst ist, sie genau genug bekannt hat oder so.

Zudem muss man hier noch eines erwähnen. Das Wort Sünde hier ist das Wort hamartia. Das meint zum einen Zielverfehlung, aber es handelt sich hier um das Substantiv und laut VEDNTW9 meint es nicht einfach die Tat der Sünde, also nicht jede einzelne Sünde, sondern vielmehr den Grund, warum überhaupt gesündigt wird:

ein Prinzip oder eine Handlungsquelle oder ein inneres Element, das Handlungen hervorbringt

Wenn man Paulus liest, dann fällt einem schnell auf, dass Paulus Sünde nicht als bloße Tat beschreibt, sondern als eine Macht. Es geht in diesem Vers nicht darum, dass man Gott alle Sünden aufzählen muss, damit er sie vergibt. Es geht darum zuzugeben, dass man den Kampf verloren hat. Die Macht, die Quelle der Sünde will immer wieder Besitz von einem ergreifen. Diese Quelle ist Misstrauen gegenüber der Güte und Liebe Gottes. Adam und Eva aßen nicht die Frucht, weil sie gerne sündigen wollten, sondern weil die Schlange ihnen Misstrauen gegenüber ihrem Schöpfer einprägte. Das ruft Angst, Sorge und sogar Hass hervor und dadurch wird letztlich die Zielverfehlung (das was wir als Sünde bezeichnen) produziert.

Sünde ist ein Werk des Fleisches, sagt Paulus10. Ein Werk des Fleisches ist etwas, dass aus eigener Kraft und Leistung entsteht. Man will selbst die Kontrolle behalten. Im Gegensatz dazu steht das Leben unter der Gnade Gottes. Gnade bedeutet: unverdiente Gunst. Man lebt und herrscht über die Sünde, einfach weil man unter Gottes Versorgung steht und eben nicht selbst leistet. Selbst versucht die Kontrolle zu wahren. Selbst versucht seien Sorgen und Ängste zu beseitigen.

Also was bekennt man laut 1. Johannes 1,9? Dass man Gottes Liebe, seiner Versorgung, nicht vertraut hat, versucht hat, selbst das Leben zu meistern und nun unter seine liebevolle Herrschaft kommen will. Darum gehts hier. Man sagt über die Macht der Sünde, die einen beherrschen will, dasselbe wie Gott:

Hierzu ist der Sohn Gottes offenbart worden, damit er die Werke des Teufels vernichte11

Man nimmt an, dass Jesus diese Macht zerbrochen hat. Man lässt die Kontrolle los. Man unterstellt sich dem Hirten, der die Kontrolle hat. Man vertraut ihm, dass er einen wirklich auf saftige Weiden führt, einen versorgt, auf einen aufpasst, mit einem durchs dunkle Tal geht und beschützt und dass wirklich nur Güte und Gnade einem das ganze Leben lang folgen werden. Man unterstellt sich seiner Liebe.

Das ist eigentlich genau das, was bei der Bekehrung passiert. Ein Zufall?

Nein, garnicht. Denn wie oben beschrieben, kann man diese Stelle als Christ für sich lesen. Aber ursprünglich war das meiner Meinung nach (und nicht nur meiner) nicht in erster Linie für Christen gedacht. Denn der 1. Johannesbrief wurde für eine herausfordernde Situation geschrieben, mit der die damaligen Gemeinden zu tun hatten. Das werde ich im nächsten Impuls erklären.

Natürlich kann es sein, dass du an Jesus glaubst und bisher glaubst, dass dir nur die alten Sünden, aber nicht die Zukünftigen vergeben sind. Dann empfehle ich dir Folgendes: Nimm diesen Vers einfach noch einmal für dich. Sprich mit Gott. Wenn es dir hilft, kannst du ihm auch die Dinge erzählen, mit denen du zu tun hast. Dann lies diesen Vers:

Wenn wir unsere Sünden (das wir Gottes Liebe misstrauten) bekennen (übereinstimmen mit Gott), so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.

Jetzt kannst du wissen, dass Gott treu und gerecht ist, weil Jesus bereits vor zweitausend Jahren deine Schuld gesühnt hat. Du hast nun diesen Rechtsbescheid in der Tasche, in dem steht, dass dein Konto voll ist. Keine Schuld ist dafür zu hoch.

Jesu Werk war vollkommen. Und nun, da du dies getan hast, kannst du diesen Bibelvers zurücklegen. Du kannst sagen: „Das habe ich bereits getan. Ich brauche nicht mehr zu dem Richter gehen und ihn anflehen. Ich brauche mich nicht mehr davor fürchten, dass Gott mir nicht vergibt. Ich habe den Rechtsbescheid bei mir, in meinem Herzen. Jesus hat alle meine Schuld gesühnt. Nichts trennt mich nun vom liebenden Vater, von meinem Hirten.

Es ist wirklich wahr. Denn nur zwei Verse später schreibt Johannes zu seinen „Kindern“ (bei 1,9 redet er nicht von seinen Kindern), die bereits an Jesus glauben:

… und wenn jemand sündigt – wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten. Und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt.12

Hier steht ganz klar: wenn wir sündigen, haben wir Jesus, der die Sühnung für unsere Sünden IST. Das ist in der Gegenwart geschrieben, also immer für das Jetzt. Wenn du Fehler machst, dann ließ lieber diesen Vers anstatt 1,9. Das hier ist deine Situation. Du hast den Rechtsbescheid in der Tasche. Jesus IST die Sühnung für deine Sünden. Er muss sie nicht erst noch werden, indem du deine Fehler bekennst. Er ist sie – von eben an, als du mit Gott redetest, bis in alle Ewigkeit. Das kann nicht rückgängig gemacht werden. Jesus Tod ist wirklich geschehen. Auch kann er nicht noch mal sterben und immer wieder, damit die Schuld gesühnt wird. Das ergibt keinen Sinn. Er hat am Kreuz so viel bezahlt, dass es sogar für die gesamte Welt ausreicht, sagt dieser Vers. Also wird es definitiv auch für dein ganzes Leben ausreichen. Das Einzige, was nun noch im Weg stehen kann, ist das Misstrauen in dieses unglaubliche Geschenk. Aber zum Glück ist ja Jesus da und er macht das Unglaubliche glaublich, indem er in uns lebt und wirkt.

Zudem ist mir noch etwas aufgefallen. Am Anfang stellt Johannes Gott als Vater vor. Ab Vers 5 aber redet er von Gott (theos – Gott ist Licht). Das ist eine eher unpersönliche, allgemeine Anrede Gottes. In 2,1 sind die Angesprochenen aber Kinder und Gott wird Vater genannt. Später nutzt Johannes auch wieder theos, aber ich dachte, das ist doch ganz interessant, dass gerade in Vers 1,9 nicht Vater steht. Warum? Weil nur Jemand, der Gott erkannt und erlebt hat ihn auch Vater nennen kann. Auch in 2,12 werden die Angesprochenen wieder Kinder genannt und dort steht:

Ich schreibe euch, Kinder, weil euch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen13

Und gelich darauf schreibt er:

Ich schreibe euch, Kinder, weil ihr den Vater erkannt habt.

Die Bezeichnung ist eigentlich die für kleine Kinder, in 2,14 sogar Neugeborenes, Baby. Um Gott wirklich Vater – oder wie Jesus Abba: Papa – zu nennen, muss man bereits Teil von Gottes Familie sein. In 1,9 wird das vom text her nicht vorausgesetzt. Ich sage ja nur. Was für Typen in 1. Johannes 1,9 meiner bisherigen Studie nach angesprochen werden, erkläre ich dir im nächsten Impuls.

Vielleicht ist dir in 1,9 noch eines aufgefallen. Dort steht: “… uns reinigt von ALLER Ungerechtigkeit“? Für mich heißt alle - alle. Aber ich habs auch extra nachgeschaut. Da steht wirklich: alle / jede. Jede Schuld wurde gesühnt. Vor zweitausend Jahren. Für alle Zeiten. Ein für alle Mal.

Hat dir dieser Impuls geholfen? Dann schicke ihn gerne an Freunde weiter, die auch noch durch Missinterpretation dieses Verses in Druck geraten.

  1. 1. Johanne 1,9 ↩︎
  2. Elberfelder Studienbibel ↩︎
  3. Jesaja 43,25 ↩︎
  4. Jesaja 44,22 ↩︎
  5. Micha 7,8 ↩︎
  6. Psalm 103,12 ↩︎
  7. Jeremia 31,34 ↩︎
  8. Hebräer 7,27; 9,12; 10,10 ↩︎
  9. Vine's Expository Dictionary of New Testament Words ↩︎
  10. Galater 5 ↩︎
  11. 1. Johannes 3,9 ↩︎
  12. 1. Johannes 2,1 ↩︎
  13. 1. Johannes 2,12 ↩︎

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