2018 - Fokus auf Jesus

von Johannes Pfendt


Ich befand mich auf dem Dach eines Hochhauses und blickte auf das im Tal liegende Stuttgart hinab. Ein gewaltiges Lichtergewitter umschloss mich. Grelle Farben explodierten donnernd am Nachthimmel. Der Anblick, der sich mir in dieser Silvesternacht bot, war atemberaubend. Ich befand mich inmitten eines Meeres von ineinander verworrenen, prächtigen Lichterdetonationen. Fasziniert starrte ich auf das Spektakel.

Doch dann veränderte sich etwas. Die Lichter am Nachthimmel wurden blass und unklar. Ein dichter Nebel stieg auf und einige Minuten später war das Feuerwerk hinter dunklem Grau verschwunden. Plötzlich meinte ich, mich am Set eines Kriegsfilms von Stephen Spielberg zu befinden. Durch den Nebel hindurch erblickte ich nur noch den unklaren Widerschein der farbenfrohen Lichter. Den genauen Ort der Detonationen konnte ich nicht mehr erkennen. Tausende Impulse von Licht donnerte mir entgegen und die vermummten Explosionen hallten dumpf von der Ferne wieder. Beißender Rauch stieg mir in die Nase. 

Ich runzelte die Stirn und fragte mich, woher der Nebel so schnell gekommen war. Kurz zuvor war das Wetter noch klar gewesen. Ich sah, dass der Nebel aus der Mitte der Stadt aufgestiegen war. Dort, wo die meisten Raketen explodiert waren, herrschte nun dieser Nebel. Da begriff ich, dass es vielleicht gar kein Nebel war. Es war der Rauch der abgefeuerten Raketen. 

Welche Ironie, dachte ich und stellte mir vor, wie ein Mann auf dem Marktplatz eine 50 Euro teure Rakete in die Luft schießt. Irgendwo weit oben sieht er den unklaren Widerschein einer Detonation und fragt sich, ob sie wohl von ihm stammt. Der Rauch seiner eigenen Rakete, die ihm eigentlich Freude bereiten sollte, nimmt ihm die Sicht auf das Spektakel. Welche Ironie ...

 

Diese Szene nutze ich als Parallele zum Leben. Das Schlüsselwort zum Verständnis dieses Vergleichs lautet: »Glück«. Das Streben nach Glück ist wohl unser tiefster Antrieb. Ständig ist unser Blick auf die eine oder andere Sache gerichtet, die unser Leben bereichern soll. Sei es das Lachen umgebender Freunde, der anerkennende Blick des Chefs auf der Arbeit, das Gefühl von 300 PS, die einen in den Fahrersitz drücken, das Erblühen der Natur im Garten, die Faszination fremder Welten in Filmen, Büchern oder Computerspielen, das Lachen eines eigenen Kindes, die warme Hand eines lang ersehnten Partners ... Wir streben nach Glück und ergreifen, um dieses Bedürfnis zu stillen, zu allen, in unserer Macht stehenden Möglichkeiten. Das ist ja ganz normal. Also warum beziehe ich dieses Streben nach Glück auf meine etwas ernüchternde Silvestererfahrung?

 

Zum Verständnis bietet sich eine besondere Geschichte aus dem Johannes-Evangelium an. 

Jesus sitzt an einem Brunnen. Eine Frau, die viele Sorgen im Leben hat und, wie auch wir, auf der Suche nach Glück ist, kommt in der Hitze des Tages um Wasser zu schöpfen. Jesus bittet sie, ihm Wasser zu geben. Sie blickt ihn erstaunt an und fragt: »Wie bittest du, der du ein Jude bist, von mir zu trinken, die ich eine samaritische Frau bin?« Jesus antwortet: »Wenn du die Gabe Gottes erkennen würdest und wüsstest, wer es ist, der zu dir spricht: »Gib mir zu trinken«, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.«

Wir erfahren, dass die Frau bereits 5 Männer gehabt hat. 5 Mal hat sie einen Neuanfang gestartet, 5 Mal hat sie Hoffnung gehabt und sich sicherlich gesagt: »Jetzt wird es gut werden.«

Kennst du dieses Gefühl? Ich verbinde es mit meiner Silvestererfahrung. Ich ertappe mich selbst dabei, wie ich durch gewisse Dinge immer wieder versuche, mir Glück im Leben zu verschaffen. Das kann durch Alles Mögliche geschehen und schon im Kleinen beginnen. Durch Essen beispielsweise oder durch eine spannende Fernsehserie. Dann aber auch durch den Versuch, Freunde zu gewinnen oder Karriere im Beruf zu machen. Im Herzen eines Menschen kann sich der Gedanke bilden, dass man erst glücklich ist, wenn man etwas Bestimmtes hat. Einen Partner, Freunde, Familie, Haus, Karriere. Doch oft, ob im Kleinen oder Großen, verlaufen diese Bemühungen wie jene Silvesternacht. Voller Aufregung steckt man Kraft und Zeit in das Finden des Glücks. Man sucht sich einen Partner, man steigt die Karriereleiter auf, kauft sich ein neues Auto oder einen neuen Gaming-PC. Und ja, es macht Spaß. Die Aufregung explodiert farbenfroh am Himmel, das Glück breitet sich wie ein verglühender Komet am Himmel aus. Ähnlich der anfänglichen gegenseitigen Anziehung in einer Liebesbeziehung brennt ein Gefühl der Befriedigung auf und man sagt sich: »Ah! Das ist Leben! Das ist Glück!«

Doch nicht lange danach steigt der Rauch aus den eigens abgefeuerten Raketen auf. Fast jedes Mal, behaupte ich. Ich meine damit nicht, dass beispielsweise Beziehungen zu Bruch gehen. Aber die Lichter, diese anfänglich ungebremste Freude, verblasst schnell hinter einem dichter werdenden Nebel. Wir suchen nach dem einen, dass uns endlich erfüllt, endlich unsere Bedürfnisse stillt. Wir suchen diese Sache in den Angeboten und Hoffnungen dieser Welt, weil die Welt es uns so lehrt und nicht anders kennt. Doch wie hoch ist die Chance auf Erfolg? Ist es nicht so, dass du nach einem Sylvester auf das nächste Sylvester wartest, in der Hoffnung, dass die ersehnte Nacht nicht vernebelt und so lange du lebst, anhält? (Im übertragenen Sinne) Dass du die schönen Farben und Lichter beständig am Himmel sehen und dich an ihnen freuen kannst?

 

C. S. Lews beschrieb diese Angelegenheit mit einem »Horizont«, auf den wir uns zubewegen, weil wir dort unser Ziel vermuten. Doch wenn wir dort ankommen, sehen wir nur den nächsten Horizont, der wiederum unsere Hoffnung weckt und uns weiterzieht. Immer und immer wieder ... Ist das etwa Leben?

 

Jesus sprach vom Wasser des Lebens, erinnerst du dich? Es ist eine seltsame, ungewohnte Aussage. Sie trifft aber den Kern des Themas. 

Die Frau versuchte, genau wie wir, mit allen erdenklichen Mitteln sich Freude ins Leben zu holen und Glück zu finden. Nun kommt sie zum Brunnen, um eine alltägliche Sache zu erledigen, nämlich Wasser zu holen. Eine lebensnotwendige Sache. Somit verdeutlicht das Wasser die Lebensgrundlage, denn ohne Wasser gibt es kein Leben. Dass die Frau zum Brunnen geht und mit Anstrengung Wasser schöpft, dabei den Blicken der anderen Frauen entflieht (Mittags ging normalerweise niemand zum Brunnen), verdeutlicht ihr Verständnis vom Leben. Jeden Morgen kam sie zum Brunnen und sagte sich wohl: »Heute wird es besser werden. Immerhin habe ich einen neuen »Freund.« Ich weiß nicht, ob es diesmal wirklich halten wird, aber was soll ich sonst tun? Irgendwie muss ich mir Glück verschaffen und vielleicht ... ja, vielleicht klappt es ja diesmal.«

In dieser Situation begegnet ihr Jesus. Ganz sanft, doch ganz deutlich weist er sie auf die Wahrheit hin:

»Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Quelle von Wasser werden, das bis ins ewige Leben quillt.«

Ist es nicht das, was wir uns wirklich wünschen? Nicht mehr jeden Tag zu diesem Brunnen zu gehen und mühsam zu schöpfen. Nicht mehr nach Erfüllung zu ringen, immer wieder aufs Neue, sondern ganz einfach ausgefüllt zu sein ... Das klingt für mich wie eine kühle, erfrischende Quelle inmitten der Wüste.

Ich ertappte mich selbst immer wieder dabei, wie ich versuche durch alltägliche Dinge, mir Freude ins Leben zu holen. (Wie ich sie oben beschrieben habe.) Oft denke ich, dass mir doch noch dies und jenes fehlt, damit mein Leben besser funktioniert. Doch der Geist Gottes führt mich immer wieder zur Wahrheit zurück. Ich weiß: Man kann sein ganzes Leben lang versuchen sich ein perfektes Leben zusammenzuzimmern. Doch dieses selbst erstellte Gebilde wird einfach nicht perfekt, denn diese Welt ist nicht perfekt.

Wie sollte mir eine Welt, die voller Fehler ist, mir ein perfektes Leben bieten können? Nein, das kann nicht die Lösung sein. Die Lösung ist das Wasser des Lebens – Gott selbst - und darin besonders der Heilige Geist, der uns in alle Wahrheit führt. Er zeigt mir immer mehr, dass es eine klare Unterscheidung zwischen den Dingen gibt, die einen segnen und glücklich machen und eben jenen, die es nicht tun. Weder Ruhm noch Erfolg können ausfüllen, was in mir ist, wonach ich mich sehne. Denn all diese Dinge sind menschlich. Mein Ursprung aber liegt nicht im Staub der Erde, sondern in Gott, meinem Schöpfer. Sein Atem erweckte uns Menschen zum Leben und ist Teil von uns. Also kann NUR ER ausfüllen, was wir uns ersehnen. Wo also sollte ich denn sonst Glück finden, wenn nicht bei ihm! Es gibt keinen anderen Ort, der einen Menschen mehr bestätigt und erfüllt, als der Schoß des Papas. Das ist auch ganz logisch. Du bist ein Puzzleteil, von Gott selbst geformt und für ein grandioses Bild bestimmt. Wenn du versuchst, mit den Dingen dieser Welt deine Leere zu füllen, probierst du dieses Puzzleteil in ein fremdes und zugleich, völlig eigenwilliges Bild einzufügen, das im wahrsten Sinne keinen Sinn ergibt! Wenn es Gottes Liebe nicht gäbe, hätte das Leben keinen Sinn. Also ergeben auch alle Dinge, die mit dieser Welt zusammenhängen und aus dem Irdischen, dem Menschlichen entstammen, ohne Gott keinen Sinn. Was aber keinen Sinn ergibt, kann nicht befriedigen.

 

Alles was aus Gott ist, das ist Licht, das segnet und macht Sinn. Deswegen wirst du auch so ermutigt, wenn du mit Menschen Zeit verbringst, die Gott lieben und von ihm fasziniert sind. Sie ziehen aus dieser Quelle, die nie erlischt. Sie blicken auf das Feuerwerk, dass Gott selbst entfacht, und freuen sich daran. Denn das ist ein reines Feuerwerk, ohne Rauch und Gestank und es hält ewig an. Ließ diesen Vers ruhig noch einmal:

»Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten. 14 Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Quelle von Wasser werden, das bis ins ewige Leben quillt.«

 

Ich will mit all dem nicht sagen, dass diese Welt nur schlechte Dinge produziert, das wäre Quatsch. Aber der Unterschied zwischen dem Göttlichen und dem Irdischen ist dennoch extrem markant. Es ist genauso, wie diese Geschichte im Johannes-Evangelium verdeutlicht. Das Wasser aus dem Brunnen schadet der Frau ja nicht. Es ist notwendig, damit sie lebt und es erfrischt sie. Doch bewirkt der Genuss dieses kühlen Wassers einen Unterschied in ihrem Leben? Oder wird ihre neue Beziehung etwa einen Unterschied machen? Es gibt nur Eines, dass wirklich verändert, und dass ist dein liebender Vater. Aus dem Krug in seiner Hand ergießt sich ein niemals endender Strom der erfüllten Sehnsucht auf uns herab.

 

Ja, Gott scheint weiter entfernt zu sein, als das nächste Kino oder das nächste Schuhgeschäft. ;) Doch ich ermutige dich, dass du in diesem Jahr deinen Fokus weg von vergänglichen, menschlichen Glücksangeboten, hin zu Gottes ewigem Glücksangebot lenken lässt. Zeit mit deinem Papa im Himmel zu haben, bedarf keiner Anstrengung. Es bedarf nur der Einfachheit und Echtheit deines Herzens zu Gott hin. 

 

Vielleicht willst du dieses Gebet beten und es an den Anfang deines Jahres stellen:

»Mein Papa im Himmel. Ich danke dir das du mich über alles liebst und dich wirklich über mich freust! Lass mich erkennen, wie groß deine Liebe für mich ist. lass mich erfahren, wie du wirklich bist. Du machst einen gewaltigen Unterschied in meinem Leben. Ich weiß, dass du Alles Glück bist, doch oft verstehe ich es nicht. Deswegen lass es mich erfahren. Sende mir deinen Heiligen Geist, damit er mir all das gibt, was du mir geben willst. Erfülle du mich mit deiner Freude und mit deinem Frieden, wie du es versprochen hast. Alles kommt von dir und Alles geschieht durch dich. Ich danke dir, dass dein Geist mir zeigt, was mich beschenkt, was mich segnet, und was mich nur von dir ablenkt. Ich richte meinen Blick nicht mehr auf die Welt und das Glück, das von Menschen gemacht ist, sondern ich blicke nun auf dich. Denn von dir komme ich, dein Kind bin ich und zu dir gehe ich. Nur bei dir finde ich Ruhe, denn du bist mein liebender Papa.  Bei dir finde ich Freude, die niemals aufhört. Bei dir finde ich Glück. Dir kann ich in Allen Dingen vertrauen. Danke Papa, dass ich in jeder Situation auf dich blicken kann und du da bist. Amen.«

Anmerkung:

 

Dein Vater liebt dich. Also wird er dich mit Allem, was du brauchst, beschenken. Trachte du zuerst nach Gott. Alles Andere wird dir gegeben werden. (Matthäus 6,33)


Gib auch deinen Freunden die Chance,

ermutigt zu werden.



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Kommentare: 1
  • #1

    Christel (Montag, 05 Februar 2018 23:11)

    Super danke Johannes!!!!
    Jesus schenkt uns lebendiges Wasser, das uns nie mehr dürsten lässt, er schenkt sich uns selbst am Kreuz!
    Diese kleinen Geschichten (Gleichnisse) in der Bibel haben es in sich, wenn sie dann in uns nicht nur eine Geschichte bleiben, sondern der Heilige Geist sie uns aufschlüsselt.
    In Jesus alleine, finden wir das wahre Glück, steht nicht an einer andere Stelle auch: „Glücklich ist der Mensch, der auf Gott vertraut."
    Das wahre Glück ist nicht in dieser Welt zu finden, in ihr ist alles vergänglich, die kurzen Glücksmomente sie verblassen, wie dies Feuerwerk, alles Schall und Rauch…
    Ja, ich bete, dass viele Menschen, dies lesen werden und der heilige Geist es in ihnen lebendig macht!