Agape leben im Ahrtal

DIe Ahrtal WG

Die Menschen im Ahrtal habe extrem viel Leid erlebt. Fast jeder kennt jemanden, der in der Flut ums Leben kam. 

Anfang Oktober sind wir (Johannes und Nadine) ins Ahrtal gezogen. Wir leben nun in einer siebenköpfigen WG in Altenahr, in einem von der Flut betroffenen Hotel, das direkt am Fluss steht. Viele Hotels standen hier, die teilweise komplett verwüstet sind. Noch heftiger ist es in Altenburg, gleich hinter dem nächsten Hügel. Dort sind bis auf zehn Häuser alle Wohnhäuser oft bis zum Dach überschwemmt worden. Nicht nur die Toten machen den Leuten zu schaffen. Denn alles, was man besaß, wurde für immer davon geschwemmt. Nicht nur wertvolle Gegenstände und Möbel. Sondern emotionale Erinnerungen. Fotos, Kunstwerke, Geschenke von Freunden, Kindern und Eltern. Während das eigene Heim davon geschwemmt wurde, saßen viele im strömenden Regen auf den Dächern, hörten die Schreie anderer, die nicht so viel "Glück" hatten und konnten nichts tun. Einige mussten miterleben, wie geliebte Menschen davon gerissen wurden und verschwanden. Extrem viele haben Traumata erlitten und sie benötigen nun Hilfe. 

Immer wieder hören wir von Betroffenen, dass vor allem eines sie dazu bewegt hat, nicht am Leben zu verzweifeln, sondern erneut zu lernen, in die Zukunft zu blicken. Die freiwilligen Helfer. Zu Tränen gerührt hört man immer wieder: "Wenn ihr nicht gewesen wärt …" Damals waren Nadine und ich noch nicht oder kaum vor Ort gewesen. Andere haben im Schlamm gestanden, ihren Urlaub und ihre Wochenenden kostenlos investiert und die Häuser leer geräumt. Dadurch ist Bemerkenswertes geschehen. Denn sehr viele Menschen im Ahrtal sind von einer gewissen Abneigung gegenüber freievangelischen Christen geprägt. Eine echte Beziehung zu Jesus kennen nur wenige. Doch es kam nun einmal so, dass ein Großteil der freiwilligen Helfer Christen aus freien Gemeinden waren. Das berührte viele sehr. Besonders, da der erste Fokus es nicht war, das Evangelium zu predigen, sondern praktisch zu helfen. Liebevoll wird man, sobald man die blauen T-Shirts des Hoffnungswerks anzieht, die "Blauen Engel" genannt. 

Die Grundlage für die Weitergabe der Liebe Gottes ist also gelegt. So viele Herzen sind berührt worden. Doch wie geht es weiter? Man kann doch jetzt nicht aufhören.

Ich wollte sowieso in Richtung Bonn ziehen, um dort mit Nadine Hausgemeinde zu leben. Ihr Vater hatte anfänglich die Hilfsarbeiten im Ahrtal koordiniert und mich auf die Idee gebracht, dass ich dann ja gleich ins Ahrtal ziehen könnte. Ich spürte, dass da etwas dran war. Kurze Zeit später fand ich mich plötzlich bei einem Pastorenfrühstück wieder, wo mir ein Pastor von der Idee der Ahrtal WG erzählte. Das Projekt sollte etwa ein Jahr dauern, genau die Zeitspanne, die Nadine und ich für unsere Zeit in Bonn geplant hatten. 

Bald darauf fanden wir uns im obersten Stockwerk eines Hotels direkt an der Ahr wieder. Heizung, Küche und Aufenthaltsraum wurden in den folgenden Wochen aufgebaut. Seitdem wachsen Beziehungen zu den Betroffenen in Altenahr und Altenburg. 

Unsere Vision ist nun besonders eines: Da sein und offene Türen haben. Wir bieten Ohren und Zeit an. Die Betroffenen sind sehr dankbar über die Möglichkeit, Gemeinschaft und mal wieder etwas Spaß zu haben, reden zu können. Wir drängen das Evangelium nicht einfach auf, sondern wollen einen sensiblen Raum schaffen, damit die Liebe Gottes sich ganz natürlich ausbreiten kann. 

Heute kam mir dafür ein Vergleich: Jesus hat seinen Jüngern nicht gesagt, dass er der Sohn Gottes ist. Erst nach etwa eineinhalb Jahren kamen sie selbst darauf. Jesus wusste genau, wie man mit ihnen umgeht. Gerade in einem Rahmen, wo so viel Skepsis gegenüber Neuem und unbekanntem vorherrscht (wie bei den Jüngern damals) und schnell die Rede von Sekte ist, hilft die Vorschlaghammer-Methode nicht. Hier braucht es Geduld, Sanftmut und Liebe, damit die Angst und die Vorurteile fortgetragen werden.

Unsere Projekte kannst du auf den Bildern sehen. Auch die Christen aus freien Gemeinden, die bereits im Ahrtal gewohnt haben, liegen uns am Herzen. Sie hatten bereits vor der Flut eine schwere Zeit, weil freie Gemeinden in diesem Gebiet direkt als Sekten gezählt werden. Nun haben sie Gemeindehaus und eigene Häuser verloren. Wir bieten ihnen unsere Lounge als Versammlungsort an und unterstützen sie praktisch. 

 

Wie wir das alles finanziert?

Wir leben in einer WG mit insgesamt sieben sehr verschiedenen tollen Menschen. Sie wird vom Hoffnungswerk finanziert und begleitet, ebenso der Kaffeebus. Wir werden hervorragend durch das Hoffnungswerk versorgt und sind immer wieder erstaunt, wie rasch sie diese Projekte auf die Beine stellen.

 

Ich selbst arbeite in Halbzeit weiter online für die deutschlandweite Vision, dass Menschen Gottes Liebe und Güte erleben und leben. (Mehr darüber findest du hier) Das kann gerade so durch Spenden finanziert werden. Wir wünschen uns, dass auch die restliche Zeit – die Zeit, die Nadine und ich vor Ort investieren – finanziert werden kann, auch in Hinsicht auf die Zukunft. Auch die Unterstützung anderer Mitarbeiter und Christen, die sich an ihren Orten mehr Freiraum für die Umsetzung der AGAPE Vision wünschen, liegt uns auf dem Herzen. Möchtest du uns gerne unterstützen, dann kannst du das hier leicht tun. Zudem freuen wir uns über Menschen, die uns bei der medialen Arbeit unterstützen wollen. Auch das Hoffnungswerk, dass die WG im Ahrtal erst möglich machte und weitere plant, kannst du hier unterstützen. 

 

Bete gerne für uns und unsere Arbeit. Viel Weisheit von Gott ist gefragt, weil auch viele unterschiedliche Denominationen im Ahrtal zusammenarbeiten. Das ist wundervoll, aber auch herausfordernd. Bete gerne für offene Herzen bei Betroffenen und Christen vor Ort, damit die Güte und Liebe Gottes in ganzem Ausmaß Boden fassen kann.

 

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In Liebe,

Johannes und Nadine