von Johannes Pfendt

In Matthäus 6,33 steht eines meiner Lieblingsworte von Jesus. Es ist einer dieser Verse, die für sich allein stehend schon alles Notwendige aussagen.
Heute will ich mir mit dir zusammen dennoch den Vers etwas genauer ansehen. Denn, wie so oft, verbergen sich hinter den feinfühlig gewählten Worten unglaubliche Erkenntnisse über das Wesen Gottes. Mit diesen Erkenntnissen werden wir zum Schluss eine Übersetzung des Verses erstellen, die uns Erstaunliches offenbart. Durch sie wird tiefstes Vertrauen und Hoffnung in unser Herz geprägt werden.
Laut der Menge Übersetzung lautet der Vers:
»Trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, dann wird euch all das andere obendrein gegeben werden.«
Ich will mit dir nun den Vers Stück für Stück durchnehmen, so dass wir seine Bedeutung in seiner Tiefe erfassen können.
Um was geht es in dieser Aussage? Für den flüchtigen Leser ist es, kurz gesagt, eine Art Anleitung wie man: »... all das andere« erlangen kann. Doch was ist eigentlich »... all das andere«? Das erfahren wir, wenn wir den Vers im Kontext betrachten. Er stammt aus einem Teil der Bergpredigt Jesu. Sie beginnt mit diesen Worten:
»Deshalb sage ich euch: Seid nicht besorgt für euer Leben, was ihr essen oder was ihr trinken sollt, noch für euren Leib, was ihr anziehen sollt. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?«
Es geht um Versorgung. Die Menschen, die Jesus zuhörten, waren hauptsächlich arme Juden, Tagelöhner und Kleinbauern. Aus dem Vers erfahren wir deren alltägliche Sorgen. Besonders aus Sicht liebender Eltern muss das eine sehr emotionale Angelegenheit gewesen sein. Viele Mütter wussten um den Schmerz, das eigene Kind in Lumpen und hungernd zu sehen. Mit hoffenden und sehnsüchtigen Blicken hörten sie Jesus zu, der ihnen solch ein unverhofft liebendes und sorgendes Bild »Adonais« verkündete. Der Herr, der sie nicht vergessen hat, sondern ihre Not sieht. Kein ferner Gott, eingesperrt im Tempel, sondern eine handelnde, sich kümmernde Person.
Je mehr man in die Thematik dieser »Predigt« eintaucht, wird einem auch mehr und mehr die wahre Dimension des Ganzen deutlich. Ja, es geht um Versorgung und Sicherheit, die jeder von uns so dringend nötig hat. Doch diesem Thema zugrunde liegend ist das Gottesbild. Denn wir sind von Gott erschaffen und seine »DNA« – sein Atem, ist in uns und jedes Körperteil ist von ihm geformt. Somit ist er unser Vater.
Ganz feinfühlig begegnet Jesus den Schutzsuchenden und fordert sie gleichzeitig zum Umdenken auf. Er verwendet dafür Logik in Verbindung mit einem herzerwärmenden Zuspruch. Wir lesen davon im folgenden Vers: »Sehet die Vögel des Himmels an: sie säen nicht und ernten nicht und sammeln nichts in Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr wert als sie?«
Der Anspruch des Menschen nach Schutz richtet sich nicht – wie bei den Anhängern falscher Religionen damaliger Zeit – an ferne, wankelmütige und unbekümmerte Götter – und auch nicht wie bei Atheisten, an die eigene Stärke – sondern an den alleinigen Schöpfer des Universums – den liebenden Vater. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Gekonnt vermittelt Jesus dem Zuhörer, scheinbar nebenbei, dass der Gott Israels nicht fern, sondern liebender und sorgender Vater ist. Das »himmlisch« gibt zudem an, dass »Adonai« sich im Übernatürlichen befindet, über allem steht und allmächtig ist.
Ein Verständiger nehme also nur die beiden grundlegenden Eigenschaften Gottes: Liebe und Allmacht, und heraus bildet sich absolute Sicherheit für alle, die zu ihm gehören. Wenn unser himmlischer Vater also schon die Vögel am Himmel versorgt, die nicht um eigene Sicherheitsvorkehrungen bemüht sind – und wenn die Anemonen des Feldes schöner als Könige gekleidet sind, obwohl sie schon morgen verwelken und ins Feuer geworfen werden (Vers 30) – wie viel mehr, meine Freunde, WIE VIEL MEHR wird unser himmlischer Vater – der uns aus seiner eigenen »DNA« erschaffen hat, uns mit Liebe formte, sich durch das Dunkel der Geschichte stets nahte, offenbarte, rettete, einfacher Mensch wurde um uns nah zu sein – uns mit allem versorgen?
Ein erfülltes Sicherheitsgefühl hängt davon ab, worauf wir unseren Fokus setzen. Jemand, der Gott ignoriert oder ihn nicht als liebenden Vater erkennt, hat keine Möglichkeit als auf sich selbst und die eigene Stärke zu schauen. Seine Sicherheit wird von endlicher Stärke bestimmt, die selten über den eigenen Horizont hinausreicht, und somit ein Trugschluss ist. Wir, die wir an Jesus glauben, haben eine unerschütterliche Zuversicht in das »Un-endliche«, das Äonische, das Göttliche und Liebende. Eine Zuversicht, die wegen seiner durch Jesus bewiesenen Liebe nicht bricht. »Größere Liebe kann niemand haben als die, daß er sein Leben für seine Freunde hingibt.« (Johannes 15,13)
In diesem »Sich Gott zuwenden« gelangen wir nun zum ersten Abschnitt des Verses 33. Die Grundfrage der Zuhörer war: Wie gelangen wir zu dieser Sicherheit? Die Frage wurde schon im Hinblick auf unser Gottesbild beantwortet. Doch wird es nun noch ein wenig präziser. »... trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, dann wird euch all das andere obendrein gegeben werden.«
Bei der Gerechtigkeit geht es hier explizit um »Gottes Gerechtigkeit«. Sie meint also vorrangig einen Wesenszug Gottes, Gott selbst. Diese Aussage verweist zum einen direkt auf die Person Jesu und sein gerechtes Wirken (Matthäus 3,15). Denn durch die erfüllte Gerechtigkeit Gottes in ihm, durch Tod trotz Sündlosigkeit, konnte Jesus alle Schuld am Kreuz »ausgleichen« (vernichten). Somit verweist »seine Gerechtigkeit«, in der Person Jesu, auf Grenzen durchbrechende Gnade – Jesu »Lebenswerk«. Denn wir sind aus Gnade gerecht vor Gott.
Zum anderen verweist »Gerechtigkeit« auf die direkte und authentische Beziehung mit Gott, bzw. mit Jesus. (Römer 3,22/4,3/Genesis 15,6) »Und er glaubte (vertraute) dem HERRN; und er rechnete es ihm zur Gerechtigkeit.«
Der Begriff »Reich Gottes« nun beschreibt für die Juden, die Jesus zuhörten, ein sehr brisantes und emotionales Thema. Denn Israel war schon lange nicht mehr eigenständig. Als Landbrücke zwischen Europa, Asien und Afrika und den stets nach Macht strebenden Großreichen (Römer, Griechen, Babylonier, Assyrer, Ägypter) war das Gebiet Kanaans seit Jahrhunderten sehr begehrt und umkämpft. Das »Reich Gottes« spricht für die Zuhörer auf das von Gott neuaufgerichtete, starke und vereinte Israel an. Nachdem andere ihnen das von Gott verheißene Land ständig aus den Fingern rissen, Juden deportierten und schwere Tribute auferlegten, sehnten sich die Juden nach diesem neuen, auch von Gott verheißenen, Israel. Und auch hier begegnet uns wieder dieser Sicherheitsgedanke, der diesem ganzen Thema inne liegt. Israel ähnelt einem Haus. Die Bewohner des Hauses wissen, dass es ihnen gehört, und doch verfügt ein anderer über alle Rechte darin. Dieser Fremde darf entscheiden, wer darin wohnt, er darf, obwohl er eigentlich keinen Anspruch darauf hat, hohe Miete verlangen, außerdem quartiert er fremde, unfreundliche, arrogante Bewohner in die Zimmer des eigenen Hauses ... Die Freude und die Sicherheit der eigenen vier Wände werden den wahren Bewohnern entrissen. Die Hoffnung liegt darin, dass Gott Israel wiederherstellt. So wird Jesus auch von seinen Jüngern zu Recht und voller Hoffnung gefragt, ob er Israel als Land wiederherstellen wird. Sie sehnen sich nach Sicherheit, nach einem Zuhause, nach Heimat.Sehnen wir uns nicht auch im Tiefsten danach? Wenn wir versuchen uns durch möglichst attraktive Beziehungen, durch Haus und Job uns Sicherheit und darin Freude zu erwirken? Denn erst in Sicherheit kann Freude und »Glück« sich voll entfalten.
Jesus weiß um diese Sehnsucht und reagiert mit der einzigen Wahrheit darauf, die uns wirklich Sicherheit gibt. Und zwar mit sich selbst und in ihm, seinem und unserem Vater im Himmel. Denn das zugrundeliegende Wort für »Reich«, das griechische Wort »basileia« hat eine lang zurückliegende, tiefgründige Tradition. Jesus sprach ja nicht auf Griechisch, sondern auf Aramäisch, welches direkt mit dem Hebräischen verwandt ist. Dort wird das Wort »Malkuth« verwendet. Das wird oft übersetzt mit Königreich, ist aber gleichzeitig ein aktives Wort und meint auch die Herrschaft eines Königs. Somit darf man »Reich Gottes« mit »Regentschaft Gottes« gleichsetzen. Die Regentschaft Gottes nun hat nichts Abschreckendes an sich. Wenn uns dieser Begriff ein Dorn im Auge ist, dann, weil wir uns in unserem eigenen »Gott-Sein« eingeschränkt fühlen oder unser Gottesbild falsch ist.
Die Herrschaft eines schlechten Königs ist für die Untertanen schrecklich. Für die Untergebenen eines guten und vollkommenen Königs aber ist sie wie Balsam. Es bedeutet vollkommene Sicherheit. Die Regentschaft Gottes in unserem Leben hat absolute und echte Freiheit zur Folge, zu der wir nicht fähig wären, würden wir selbst noch über unser Leben regieren. In Abhängigkeit an den liebenden Vater erfahren wir erst wahre Freiheit, weil wir uns nicht mehr sorgen müssen. Jesus sagt somit: »Blickt auf den liebenden Vater im Himmel und nicht euch selbst oder auf andere Sicherheiten.« An einer Stelle unterstreicht seine Worte mit der Aussage, dass das Reich Gottes bereits »mitten unter euch« ist. Die Sicherheit innerhalb der Regentschaft Gottes tritt nicht irgendwann in Kraft. Sie ist jetzt verfügbar. Keine Mauern können die Sicherheit ergänzen, die der Vater in seiner echten Liebe anbietet. Er versorgt uns mit allem – praktisch und übernatürlich.
Unsere letzte Station ist das Wort »Trachtet«. Auch dieses kann anders übersetzt werden. Die Wörter »Begehrt« oder »Verlangt« ("Sehnt") sind auch möglich. Mir gefällt »Begehrt«, da es diese ganze Aussage auf eine viel intimere Ebene hievt, als »Trachtet« oder »Sucht«. Wahrhaft Liebende zum Beispiel trachten nicht nach einander, sie begehren (sehnen sich nach) einander und Trennungen sind nur schwer auszuhalten. Im Krieg verlangt es einem nach Frieden. Man sehnt sich nach Erholung. »Trachten« ist natürlich auch gut, sofern man es nicht mit eigener Kraftanstrengung gleichsetzt. Begehren aber ist ein von tiefer Sehnsucht erfasstes Verlangen, das sich vollkommen hingibt. Genauso dürfen wir Gott begegnen. Das »Begehren« Gottes, seiner Liebe, seiner Herrlichkeit, seiner Gnade, ist ein tiefgründiger Vorgang, in den man vom Heiligen Geist hinein geführt wird. Es ist persönlich und emotional. Es ist wunderbar.
Aus all diesen Erkenntnissen ergibt sich nun eine neue, persönliche Übersetzung, die nicht die Ursprüngliche ersetzt, sondern sie um eine neue Dimension erweitert.
»Begehre die Herrschaft deines liebenden Vaters im Himmel in deinem Leben und vertrau auf seine Gnade, dann wird dich der Vater im Himmel versorgen und beschenken, wie ein geliebtes Kind versorgt und beschenkt wird.«
Anmerkung:
Dein Vater im Himmel liebt dich über alles. Er versorgt dich, weil du sein extrem geliebtes Kind bist. In der direkten Beziehung zu ihm, seiner faszinierenden, erlebnisreichen und erfüllenden Regentschaft über dir, erlebst du wahrhaft und ganz praktische Sicherheit, die nicht erschüttert werden kann und in der deine Freude absoluten Freiraum hat, sich zu entfalten.
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Autor/en
Johannes Pfendt
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