Warum schweigt Gott?

von Johannes Pfendt


Mit diesem Impuls will ich dir eine Erkenntnis zu diesem Thema mitteilen. Sicherlich gibt es für das Schweigen Gotte weitere Gründe. Ich glaube aber, dass dies einen Großteil der Gründe abdeckt und dieser Impuls dir sehr helfen wird.

 

Vor einigen Jahren machte ich eine schwere Zeit durch. Durch Gottes Hilfe war es mir möglich geworden, als Gitarrenlehrer meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Dennoch nagten an mir die Nachwirkungen einer überstandenen Depression. Ich hatte zwar eine gute Gemeinde, konnte aber trotz Bemühungen sehr wenige tiefe Kontakte herstellen. Viele Freunde waren weggezogen. 6 Abende in der Woche verbrachte ich allein. Zudem konfrontierte meine lockere, familiengeprägte Ossimentalität täglich mit der terminorientieren Stuttgarter Mentalität, was mir das Alles nicht unbedingt leichter machte. Niemand hasste mich, eigentlich konnten mich sogar die Meisten gut leiden und ich wurde scheinbar von Vielen als wertvolles Mitglied der Gemeinde angesehen – auch leitete ich immer wieder den Lobpreis. Trotz dessen war ich sehr einsam und oft genug zu Tode betrübt. Die Stille in meiner Wohnung war manchmal so unerträglich, dass ich raus musste. 

 

Ich wünsche niemandem solch eine Zeit. Es war eine Zeit, in der Gott, meinem Empfinden nach, ständig still war. Die Jahre davor waren teilweise noch heftiger gewesen, in ihnen hatte ich jeden dritten Abend gegen Gott geklagt, manchmal die Nacht durch. Nun hatte ich immerhin meinen funktionierenden Gitarrenunterricht, der mir etwas Selbstvertrauen gab. Dieser war ein Geschenk Gottes, es war ein Ausbruch aus meiner zermürbenden, erniedrigenden Welt, in der ich vorher gelebt hatte. Es war ein Anfang, jedoch ein Anfang ohne Aussicht auf Veränderung. Dieser Beruf war nicht das, was ich wollte. Er war nicht meine Berufung, ich sehnte mich nach etwas anderem. Doch es herrschte Stille in meinem geistlichen Leben. Gott redete nicht. 

In der Stille des Abends klagte ich Gott oft an. Ich stellte ihm Fragen, wollte Antworten. Er antwortete jedoch nicht so wie ich es mir erhoffte, also ließ ich es sein und lenkte mich mit Anderem ab. Doch nach kurzer Zeit kam meine Frustration zurück und wieder stand ich klagend in meinem Zimmer, zermarterte mir den Kopf über Fragen und all das. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass Gott still blieb um mich zu ärgern. Er war ja der Mächtige, konnte mit mir also machen was er wollte. Hatte ich nicht ein Recht auf die Antworten meiner Fragen? Schließlich ging es mir auch nicht mehr um die Fragen, sondern ich wollte nur noch ein Lebenszeichen von Gott haben, etwas das mir zeigte, dass ich nicht mit einem toten Gott redete. In seiner Güte gab mir Gott da sogar das ein oder andere, weil er wusste, dass mein Dickkopf wahrscheinlich sonst irgendwann explodieren würde ... 

Die Wahrheit war, dass Gott die gesamte Zeit hindurch wusste, was für Fragen ich hatte. Er wusste um meine Situation, er wusste um das Sehnen meines Herzens, dass ich nicht abstellen konnte. Er wusste das Alles. Doch warum antwortete er dann nicht?!

Eines Tages nutzte Gott meinen dicker werdenden Kopf, um mich auf etwas hinzuweisen. Wie ich dazu kam, weiß ich nicht mehr. Ich reflektierte in meinen Gedanken wohl bildhaft meine derzeitige Situation. Auf jeden Fall hatte ich eine Erkenntnis. Ich sah mich selbst in einen Raum treten, in dem ein großer Tisch stand. An einer Seite dieses Tisches saß Gott. Er saß einfach nur da und beobachtete mich. Ich ging an den Tisch heran und klopfte heftig auf die Oberfläche. 

 

»Antworte mir!«, rief ich. Doch Gott saß da und tat nichts. Ich wiederholte es ein paar mal, dann verließ ich wutentbrannt den Raum. 

Als ich dieses Bild bekommen hatte, ging mir ein Licht auf. Ich verfolgte die Szene noch einmal, betrat innerlich noch einmal den Raum. Nun bemerkte ich, dass überall um den Tisch herum leere Stühle standen. Wieder ging ich an den Tisch, immer noch wütend. Doch dann atmete ich aus, zog einen Stuhl zurück und setzte mich Gott gegenüber. 

»Okay.«, sagte ich. »Du hast gewonnen. Ich denke, ich habe verstanden.«

Gott lächelte und schob mir einen Kaffee rüber.

Was ich an diesem Abend verstand, und was seitdem in ziemlich jeder Situation in der ich Antwort von Gott erwarte, mir die letztendliche Lösung bringt, ist Folgendes:

Gott könnte mir auf meine Fragen antworten. Doch hätte ich diese erhalten, würde ich kehrtmachen und weitergehen. Gott hat das aber nicht im Sinn. Er ist kein Infostand. Nein, er hält (zumindest bei mir) so lange den Mund, bis wir endlich verstehen, worauf es wirklich ankommt - was gleichzeitig der Sinn des Lebens ist. Beziehung zu ihm. Gott liebt uns zu sehr, als dass er uns mit Antworten einfach abspeisen würde. An diesem Abend sagte er mir: »Johannes. Ich möchte, dass du dich mit mir an diesen Tisch setzt und Zeit mit mir verbringst. Ich möchte das, weil ich mich danach sehne und weil ich weiß, dass du dich im Innern, vor Allen anderen Dingen, auch danach sehnst – du weißt es nur noch nicht. Du hast Fragen? Okay. Das verstehe ich. Doch ich will dir nicht nur deine Fragen beantworten. Ich will dir etwas schenken, verstehst du? Etwas, dass alle deine Fragen bei Weitem übersteigt. Willst du, dass ich dir das gebe? Ja? Dann setz dich zu mir und verbring Zeit mit mir. Ich werde dir dieses Geheimnis zeigen.«

Das war Alles, was Gott wollte – dass ich Zeit mit ihm verbringe. Ich blickte anschließend auf eine Szene, in der wir Risiko spielten und eine Menge Spaß hatten. Völlig befreit – eins zu eins, wie beste Freunde. 

Der allmächtige Gott sehnt so sehr danach, Zeit mit uns zu verbringen und Beziehung zu haben, dass es mich jedes Mal überwältigt. Ich kann es nicht in Worte fassen. Was ich erlebe, seitdem ich mich an diesem Abend setzte, anstatt wieder zu gehen, übersteigt jede meiner Fragen bei Weitem. Bei Weitem nicht alle Fragen sind beantwortet. Einige sind unwichtig geworden, andere werden mir noch beantwortet. Doch ich habe etwas geschenkt bekommen, das mich mehr als entschädigt. Hätte ich mich nicht gesetzte, hätte ich im Herzen nicht erfahren, dass Gott wirklich mein liebender Vater ist. Das er auf mich reagiert, mich sieht, mich leitet, dass er einfach Gemeinschaft mit mir haben will ... Ich bin ihm so wichtig, dass er sich mit mir und noch ein paar Freunden in einen Raum setzt und Risiko zockt! Dabei sollte man meinen, dass er echt anderes zu tun hätte. Für uns ist es manchmal unbegreiflich – doch das ist das Wesen Gottes. Die direkte, unbefangene Nähe, frei von Scham und Furcht. Gott wollte einfach nur Zeit mit mir haben. Warum habe ich das vorher nicht gecheckt? 

Ich begann also intensiv Zeit mit Gott zu verbringen und kam, obwohl sich die Umstände um mich herum nicht gleich veränderten, doch viel weiter, als ich es erträumt hatte. Ich bin mir sicher, dass in dieser Zeit der Grundstein für etwas Neues geschaffen wurde.

Schließlich habe ich durch die Gemeinschaft ein Vertrauen geschenkt bekommen, das bedeutsamer ist als jede Antwort, das stetig wächst und mir den Weg weißt.

 

Die Beziehung zu Jesus, zu Gott ist das Wichtigste im Glaubensleben. Wenn Gott schweigt, dann setz dich zu ihm und hab Zeit mit ihm, unbefangen, frei von deinen Fragen. Dann wirst du eine Antwort erhalten, nach der du zwar nicht gefragt hast, nach der sich dein Herz aber sehnt und die alle Fragen in ihrer Bedeutung übersteigt.

Anmerkung

Der Heilige Geist sehnt sich mit seinem ganzen Wesen danach, dir Gottes Herrlichkeit näher zu bringen. Bevor Jesus zum Himmel aufstieg, sagte er seinen Jüngern, dass er ihnen einen Beistand senden und dass er sie niemals allein lassen würde. "Ich bin immer bei euch.", sprach er. Waren das etwa leere Worte? Natürlich nicht.

Der Heilige Geist ist niemals still. Er wirkt immer. Vernehmen wir also nur Stille - nur das Schweigen Gottes, muss es an unserer Einstellung liegen. Öffne dein Herz. 

 

"Darum, wie der Heilige Geist spricht: »Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht ..." (Hebräer 3,7)

 

Gott sagt dir heute, was er dir sagen will. Es ist nicht immer genau das, was du gerade hören willst. Doch Gott weiß, was das Beste für dich ist. Direkte Antworten kommen stets zur richtigen Zeit. Nur so gelangst du zum perfekten Ziel deines Lebens und erhältst gleichzeitig ein Geschenk, das viel wertvoller ist, als alle Fragen. (siehe auch Impuls: Stillstand)




Neue Impulse erhalten

Jeden Montag Morgen erscheint ein neuer Impuls in diesem Blog, der dir hilft, einen starken Start mit Jesus in die Woche zu haben. Um keine Impulse zu verpassen, abonniere unseren Newsletter.

Jeden Tag Ermutigung

Erhalte jeden Morgen automatisch ermutigende Audio-Impulse aufs Smartphone, via Podcast-App. 

  • 5 Minuten
  • jeden Tag
  • Ermutigung
  • Beziehung zu Jesus bauen
  • Umgang mit dem heiligem Geist lernen 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Benni (Freitag, 03 November 2017 17:13)

    Das ist so ein guter Impuls. Wir sind oft viel zu viel beschäftigt nach Antworten zu suchen oder auf sie zu warten, und das mit eigener Anstrengung. In der Gemeinschaft mit Gott werden wirklich so viele Fragen bedeutungslos. Ich denke wir müssen die bedingungslose Gnade auch in dem Bereich neu verinnerlichen. Danke für die offenen und starken Worte.