von Johannes Pfendt
Prolog
Der junge Hirte lief hastig durch die mit Terebinthen bewachsene Ebene. Es war sehr heiß. Dennoch hatte er seit Stunden keine Pause eingelegt.
Irgendwo in dieser Gegend müssen sie lagern, dachte er. Kurz blieb er stehen und betrachtetet die Umgebung. Zu einer anderen Zeit hätte er den Anblick, die niedrigen Berge und Hügel, sehr genossen. Er liebte die Natur, die Ferne, die Stille. Doch heute hatte er keine Gedanken dafür. »Wo sind sie nur?!«
Da schrak er auf. Ein anschwellendes Brüllen, wie von tausenden Stimmen, erfüllte plötzlich die Umgebung. Er lief wieder los, rannte einen Hügel hinauf und kam oben erneut zum Stehen. Er blickte in ein Tal hinab. Donnerndes Gejohle drang ihm entgegen.
Zwei Heere standen sich an den Seiten des Tals gegenüber. Bronzene und eiserne Schwerter und Speere glänzten in der sengenden Sonne. Vor ihm lag die Schlachtreihe der Israeliten. Zur Rechten erblickte er das erste mal das feindliche Heer, über das er so viel Schreckliches gehört hatte. Die Unbeschnittenen. Die Eindringlinge. Philister.
Der Hirte verharrte nicht lange, sondern lief rasch den Hügel hinab und in die Reihen seiner Landsleute, der Israeliten hinein. Er war auf der Suche nach seinen Brüdern. Sie mussten hier irgendwo sein. Er musste mit ihnen reden und die Grüße seines liebenden Vaters überbringen, ehe der Kampf begann.
»Eliab! Abinadab! Schima!«, rief er die Namen seiner Brüder. »Hat Jemand sie gesehen?!«
Doch Niemand antwortet ihm. Alle Soldaten starrten auf die andere Seite. Erst jetzt bemerkt der Hirte, dass ihre Gesichter ganz bleich waren.
»Was machst du hier!?«, kam plötzlich ein Ruf von der Seite.
Der Hirte erblickte einen groß gewachsenen Mann, grimmig auf seinen Speer gelehnt.
»Eliab! Vater sendet mich ...«
»Das ist kein Platz für dich! Geh zurück zu deinen Schafen!«, fuhr Eliab ihn an.
Doch der Hirte verharrte. Er blickte sich um. Ängstliches Getuschel war von allen Seiten zu hören. Er hatte etwas anderes erwartet. Angst vor der Schlacht ist wohl das eine. Doch hier war noch etwas anderes. Etwas Düsteres.
»Was ist hier los? Was ist mit den Männern?«
Eliab antwortete ihm nicht und schüttelte nur verächtlich den Kopf. Der Hirte rüttelte am Schild eines anderen Soldaten, der neben ihm stand. »Wie lange lagert ihr schon ihnen gegenüber?«
Ängstliche Augen blickten ihn aus einem verschwitzten Gesicht an. Dem Jungen schien es, dass der Geist hinter diesen Augen bereits besiegt war, ehe die Schlacht begonnen hatte.
»Woher kommst du, dass du das nicht weißt?«, sagte er mit zitternder Stimme. »Seit 40 Tagen sind wir hier.«
»Seit 40 Tagen!?«, rief er verwirrt. Wo war der Mut seiner Landsmänner? »Ist nicht Jahwe auf unserer Seite? Warum kämpft ihr also nicht und vertreibt sie?!«.
Da verstummte plötzlich das Kriegsgeschrei. Die umstehenden Soldaten wichen ein wenig zurück, griffen ihre Waffen fester.
»Deswegen ...«, hauchte der Soldat. Der Hirte blickte sich um und starrte zur anderen Seite des Tals. Die Luft waberte von der Hitze bewegt und ließ die Formen der Philister ins Grässliche abgleiten. Da löste sich ein gewaltiger Schatten aus dem Meer von scheinbar brennen Speeren und Schwertern. Er stapfte auf sie zu. Ein Schildträger, gerade einmal halb so groß wie der Schatten, lief vor ihm her. Ein Riese. Seine Stimme donnerte wie das Brüllen eines Löwen durch das Tal.
»Ich verhöhne heute die Schlachtreihen Israels. Gebt mir einen Mann, dass wir miteinander kämpfen!«

Was für eine Anspannung muss vor 3000 Jahren dort in Israel geherrscht haben! Die Philister bedrohten seit einiger Zeit die Israeliten. Bei dieser Schlacht, gegen den ersten König Israels, Saul, trafen zwei Heere beider Seiten im Terebintehntal aufeinander. Damals war es oft üblich, ausgewählte Meisterkämpfer beider Seiten gegeneinander antreten zu lassen. Normalerweise sollte der Ausgang der Schlacht damit von vornherein entschieden werden. In jedem Fall prägte solch ein Kampf die Motivation der Soldaten. Simpel ausgedrückt: Wer gewann, dessen Seite gewann auch die Schlacht, denn deren Gott war stärker. Der Kämpfer repräsentierte das ganze Heer und das eigene Volk. Die Philister hatten Goliath. Riesig, stark, von Kindheit an im Kampf erprobt. Das Vorzeigebild eines Einzelkämpfers, eines Helden.
Die Israeliten hatten ... nun ... Niemanden. Seit 40 Tagen lagerten sie den Feinden gegenüber und warteten auf den Angriff der Philister. Doch die ließen sich Zeit, nutzten ihren Meisterkämpfer und die nervenzerreibende Anspannung, um das israelische Heer zu zermürben. Jeden Morgen und jeden Abend stapfte der Riese Goliat auf sie zu und verspottete Israel. Gottes auserwähltes Volk war wie gelähmt. Dazu kam noch, dass ihr König Saul von einem „bösen Geist“ verfolgt wurde und anscheinend an schweren Depressionen litt. Jahwe hatte sich von ihm abgewandt, so hieß es. Kein Wunder, dass Israel mental ziemlich am Boden war.
Die Meisten wissen, wie diese Geschichte ausgeht. Der junge Hirte namens David geht dem Riesen entgegen und ehe dieser ihn erreichen kann, schleudert er ihm einen Stein in die Stirn und besiegt Goliat. Daraufhin sind die Israeliten so ermutigt, dass sie den fliehenden Philistern nachjagen und sie besiegen.
Doch wie kam es dazu? Glaubst du, dass David einfach töricht war und schließlich beim Steinwurf einfach nur Glück gehabt hatte? Die Soldaten hatten Waffen und Rüstungen, viele waren Veteranen, hatten lebenslang mit solchen Situationen zu tun ... Es wäre doch sinnvoll gewesen, einem von ihnen diese Aufgabe zu überlassen. Die Chancen auf einen Sieg wären schließlich, sachlich gesehen, sehr viel höher gewesen. Wie David gewirkt haben muss, gibt König Saul höchstpersönlich treffend wieder: „Du kannst nicht gegen diesen Philister kämpfen! Du bist nur ein junger Mann. Er aber ist ein Kriegsmann von Jugend an!“ Warum aber holt dann ausgerechnet David, ein einfacher Hirtenjunge, den Sieg? Wie kann das sein?
Lies einmal, was David der Spottrede Goliats entgegensetzte:
Goliat: „Komm her zu mir, dass ich dein Fleisch den Vögeln und den Tieren als Fraß gebe!“
Davids Antwort: "Du kommst mit Schwert und Lanze. Ich aber komme im Namen des Herrn der Heerscharen, des Gottes Israels, den du verhöhnt hast!“
Wir bemerken hier eine klare Gegenüberstellung. Auf der einen Seite die Waffen, auf der anderen Seite, Gottes Name, sein Wesen. Auf der einen Seite von Menschen gemachte Werkzeuge zum bekämpfen von Feinden, zum verteidigen und gut aussehen – sichtbare und eindrucksvolle Kraft, Stärke und Kampferfahrung. Auf der anderen Seite nur der Name Gottes. Das ist besonders prägnant, da einige Minuten zuvor, König Saul selbst David seine eigene, qualitativ hochwertige Rüstung für den Kampf geben wollte. Doch David sagte: „Ich kann nicht damit gehen, denn ich habe es nie versucht.“ Er lehnt die Rüstung ab. Das ist der Unterschied, warum Saul 40 Tage lang mit seinem Heer ausharte und Davids Auftauchen die Sache in einer haleb Stunde erledigte. Saul baute auf menschliche Lösungsansätze, wie auch die Philister. David aber wusste, dass Gott der „Herr der Herrscharen“ war. So groß auch das Problem für Menschen aussah. Im Gegensatz zu Gottes Macht, war es absolut nichtig.
Wir Menschen neigen sehr schnell dazu, uns unsere eigenen Mittel zu erschaffen, um unseren persönlichen Feinden, unseren Herausforderungen und Umständen zu begegnen. Das ist ganz normal. Doch in der Geschichte Davids merken wir, was wirklich die Linien des Feindes zerbricht. Es sind nicht unsere eigenen Waffen und Methoden. Es ist das Wesen Gottes, es ist der Herr der Herrscharen.
Übe dich darin den Kampf Gott zu überlassen und arbeite an deiner Beziehung zu ihm. Nur aus dem wahren Vertrauen zu Gott heraus, konnte David Goliat so entgegentreten, obwohl er unerfahren und »wehrlos« war. Heißt es nicht in Josua: „Sei mutig und stark. Denn deine eigenen Waffen und Methoden werden dich ans Ziel führen ...“ Nein! Es heißt: „Denn Jahwe, dein Gott, ist mit dir!“
Wie man zu diesem Vertrauen und dieser inneren Beziehung zu Jesus gelangt, wurde bereits in einigen Impulsen behandelt. Nur so viel sei gesagt, mit Davids eigenen Worten: „Der Herr, der mich aus den Klauen des Löwen und des Bären gerettet hat, der wird mich auch aus der Hand dieses Philisters retten.“ Er hat als Hirte scheinbar schon einiges mit Gott erlebt, er hat viel in der Stille des Hirtendaseins verbracht. Vielleicht hat er die Zeit genutzt, um den Gott Israels irgendwie kennen zu lernen, anstatt zu resignieren. Vielleicht hat er dabei das heilige Wesen Gottes entdeckt – ein Wesen, das in jeder Situation den entscheidenden Unterschied macht.
Anmerkung
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